Eine kurze Einführung in die neutestamentliche Textkritik

1. Was ist Textkritik?

Die neutestamentliche Textkritik beschäftigt sich mit der Frage, wie der ursprüngliche Text der Schriften des Neuen Testaments möglichst zuverlässig rekonstruiert werden kann. Sie untersucht also nicht, was die Texte bedeuten, sondern zunächst, was genau der Text überhaupt war – in seiner ältesten erreichbaren Form.

Da die neutestamentlichen Schriften nicht im Original erhalten sind, sondern nur in Abschriften (sogenannten Handschriften), ist die Textkritik ein unerlässlicher erster Schritt jeder exegetischen Arbeit. Ihr Ziel ist es, aus den vielen überlieferten Handschriften den ältesten erreichbaren Text zu ermitteln, auch wenn sie sich dabei bewusst ist, dass ein Zugriff auf einen Urtext oder gar die Autographen unmöglich ist.

Das Zentrum der internationalen Textforschung liegt in Deutschland: Das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) in Münster verantwortet die wissenschaftlichen Editionen des griechischen Neuen Testaments, insbesondere den Nestle-Aland (NA) und das Novum Testamentum Graece (NTG).